Vom Nationalpark Pieniny an der slowakischen Grenze bis zur polnischen Ostseeküste
von Helga Raschke und Horst-Dieter Ritz
Eine Bildungsreise von Krakau und dem Salzbergwerk Wieliczka, über den Oberländer Kanal in Westmasuren und Frauenburg in Sichtweite der russischen Grenze bis nach Danzig
vom 12.08.-19.08.2007, Leiter Wolfgang Möller
Zwölf Mitglieder des Freundeskreises Leinakanal e.V. sowie der Deutschen Wasserhistorischen Gesellschaft unternahmen vom 12. bis 19. August 2007 eine Reise durch Polen, um Land und Leute sowie ein paar Sehenswürdigkeiten kennen zu lernen. Wolfgang Möller, der Vorsitzende des Freundeskreises Leinakanal, hatte die Reise vorbereitet und mit Wolfram Such, Vorsitzender der Deutschen Wasserhistorischen Gesellschaft, abgestimmt.

In Polen gibt es elf Bereiche, die von der UNESCO als Weltkulturerbe eingestuft wurden. Drei davon konnten wir hautnah erleben: das historische Stadtzentrum von Krakau, das Salzbergwerk Wieliczka und die Marienburg.
Krakau (Kraków)
Über Görlitz und einen kurzen Abstecher in Breslau steuerten wir Krakau an. Krakau wurde bereits 1038 unter König Kazimierz zur Hauptstadt Polens erhoben. Die Kathedrale auf dem Wawelhügel war Krönungsstätte. Besonders beeindruckt waren wir vom Renaissance-Schloss. Die Stadt mit ihren wunderschönen historischen Bauten, Museen, Kunstschätzen, das Markttreiben in den Tuchhallen sowie die Marienkirche mit dem Schnitzalter von Veit Stoss ziehen Besucher von nah und fern an.
Krakau besitzt eine sehr wechselvolle Geschichte. In der Zeit der Polnischen Teilung entwickelte sich die Stadt zum Zentrum der Freiheitsbewegung. Nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht 1939 begann unter Generalgouverneur Hans Frank ein Vernichtungszug gegen Intellektuelle und Juden. Das jüdische Viertel mit seinen Synagogen und stimmungsvollen Restaurants lies uns die Geschichte greifbar nahe erscheinen. Im Jahre 1978 wurde Krakau von der UNESCO als erste europäische Stadt in die Liste des Weltkulturerbes eingetragen. 2000 erhielt sie die Auszeichnung als europäische Kulturstadt.

Salzbergwerk in WieliczkaSalzberwerk in Wieliczka
Ebenso faszinierend war der Besuch im fast tausendjährigen Salzbergwerk in Wieliczka, das nur wenige Kilometer von Krakau entfernt ist. Der Rundgang umfasste mit seinen reichlich 2 Kilometern nur einen Bruchteil der Stollen. Grotten (Kammern) und riesige in Salz gehauenen unterirdischen Festsäle und Kapellen, Skulpturen und Salzseen bildeten die Höhepunkte des Rundgangs. Vom Fußboden bis zu den Kronleuchtern ist alles aus Salz.
Floßfahrt auf dem Dunajec
Ein absoluter Höhepunkt in Südpolen war die Floßfahrt auf dem Dunajec, der teilweise Grenzfluss zur Slowakei ist. Das Wasser hat in Jahrmillionen scharfe Kurven in das Gebirge geschnitten, die engste Stelle ist als Dunajec-Durchbruch bekannt. Ein Floß nimmt 12 Personen auf. Zwei Flößer steuerten das Gefährt durch das teils reißende Gewässer mit seinen Stromschnellen.

Pasłęk-Sałkowice
Nach drei Tagen ging die erste Etappe unserer Bildungsfahrt ihrem Ende zu. Ortswechsel nach Norden. Über Kielce und Warschau fuhren wir nach Paslek-Salkowice. Die Pension Megi nahm uns auf. Hier hätten wir uns auch längere Zeit erholen können. Die perfekten Unterkünfte und das ausgezeichnete polnische Essen bildeten in Verbindung mit der Ruhe und Schönheit der Natur eine ideale Umgebung, um der Hektik des Alltags zu entfliehen.

Oberlandkanal (Kanał Elbląski)
Eines der Hauptziele unserer Rundreise fanden wir ganz in der Nähe: den Oberländer Kanal, der 1848 bis 1875 für die wirtschaftliche Entwicklung des Ermlandes gebaut worden war und bis Elblag (Elbing) führt. Er ist weltweit der einzige in Betrieb gehaltene Kanal, wo Schiffe aufgeschleppt werden. Der Kanal verbindet zahlreiche Seen und schafft letztlich den Zugang zum Meer. Ein knapp 10 km langer Abschnitt, auf dem ohne Schleusen 104 m Höhenunterschied überwunden werden, fand unsere besondere Aufmerksamkeit. Auf Gleisen wird das Schiff in einem Plattformwagen über eine schiefe Ebene (Hellinge) an Stahlseilen hinauf oder hinunter gezogen. Als Gegengewicht bewegt sich ein zweiter Wagen auf einem Parallelgleis. Heute noch wird die Mechanik auf jeder der 5 Stufen durch ein großes Wasserrad angetrieben. Es war beeindruckend, wie unser Schiff auf den Gleisen über die grüne Wiese gezogen wurde.

Frauenburg (Frombork)

Von Paslek aus standen drei bedeutende Ziele auf dem Programm: Frombork, Malbork und Gdansk.
In Frombork (Frauenburg) wirkte über 20 Jahre Nikolaus Kopernikus, einer der hervorragenden Gelehrten der Renaissance und Begründer eines neuen Weltbildes, das die Sonne in den Mittelpunkt stellte. Nur die Entfernung seiner Wirkungsstätte vom Zentrum der katholischen Kirche rettete ihn vor der Verfolgung durch die Inquisition.
Marienburg (Malbork)
Malbork (Marienburg) mit dem größten mittelalterlichen Kastell in Europa war der nächste Anziehungspunkt. Die Burg war Sitz des Hochmeisters des Deutschen Ritterordens, der 1226 zum Schutz vor kriegerischen Eroberungen ins Land gerufen wurde. Aber schon wenige Jahrzehnte später wandelte sich der Orden zum Unterdrücker der polnischen Bevölkerung.

Danzig (Gdańsk)

Weiter ging die Reise zur Dreistadt, wo besonders Gdansk (Danzig) im Mittelpunkt des Interesses stand. Die Wehrsiedlung aus dem 10. Jh. hatte sich zu einer großen Handelsmetropole des Ostseeraumes entwickelt. Die Heimatstadt des Astronomen Jan Hevelius, des Physikers Fahrenheit, des Philosophen Schopenhauer und des Schriftstellers Grass ist heute eine der größten touristischen Attraktionen von Polen. Marienkirche, Krantor und Bernsteinverarbeitung symbolisieren die Hauptstadt mit ihrem pulsierenden Leben. Die riesigen Kriegszerstörungen scheinen überwunden. Die Altstadt mit ihren Kirchen, den prächtigen Giebelhäusern und steinernen Beischlägen (Podeste vor den Eingängen der Häuser) zieht Besucher aus aller Welt an.
Kolberg (Kołobrzeg)
Der letzte Ortswechsel führte uns wieder nach Westen. Wir befanden uns bereits auf der Heimfahrt als wir in Kolberg an der Ostsee das letzte Mal auf polnischem Gebiet Station machten. Wir lernten einen einladenden Strand kennen, den viele Urlauber zur Erholung nutzten.


Auf der letzten Etappe nahm uns Berlin zu einem Kurzbesuch auf. Auch hier stellten wir fest, dass jedes unserer Ziele eine Reise wert ist. Sicher werden wir Gelegenheit haben, so manchen überwältigenden Eindruck noch zu vertiefen.